Wir trauern um Hans Wilhelm Gäb
Als „unseren Vater“ bezeichnete ihn sein langjähriger Wegbegleiter und Freund, der herztransplantierte Olympiasieger Hartwig Gauder. In der Tat hätte es für die „Sportler für Organspende“ und ihre Kinderhilfe Organtransplantation kein besseres Familienoberhaupt als den früheren Tischtennisnationalspieler, erfolgreichen Automobilmanager, engagierten Sportfunktionär und dankbaren Lebertransplantierten Hans Wilhelm Gäb geben können.
Nachdem er selbst das Leid auf der Warteliste ebenso wie die wundersame Rettung durch die Solidarität eines lieben Mitmenschen und ein Ärzteteam der Berliner Charité erfahren hatte, startete Gäb Mitte der 1990er Jahre eine kraftvolle Bewegung. Für seine „Sportler für Organspende“ spannte er all seine guten Kontakte ein. Von olympischen Sporthelden und Managerfreunden über den FC Bayern München bis hin zum Bundeskanzler. Kraft und Durchsetzungsvermögen hatte Hans Wilhelm Gäb zeitlebens, auch noch in seinen hohen 80er Jahren. Neben dieser Kraft profitierte unser Hilfeverein ganz besonders von seiner cleveren Führung mit Kopf und Herz. Charismatisch nach außen, verständnis- und liebevoll nach innen: Jeder im KiO-Team kann eine Geschichte erzählen, in der ihm „HWG“ persönlich sehr geholfen hat. Wenn es sein musste, konnte der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes aber auch streng und unnachgiebig sein.
Er war ein Leader, der den Weg vorgab, dabei aber stets offen blieb für gute Ideen, und der Anstrengung wertschätzte. Zu den besonderen Fähigkeiten des früheren Journalisten gehörte es, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, im Schreiben wie im Reden. Von seinem Kommunikationsgeist profitiert KiO bis heute.
Nachdem wir ihn im Jahr 2018 bei einer großen KiO-Veranstaltung mit einem großen „Danke, Hans!“ aus dem täglichen Klein-Klein der Vereinsarbeit in den neugegründeten Aufsichtsrat verabschiedet hatten, blieb Hans Wilhelm Gäb weiter eng bei der Sache. Als Groß-Vater unseres Vereins gab er wertvolle Tipps, fädelte Dinge ein, war immer ansprechbar, nahm Anteil und motivierte das Team. Denn auch das war Hans Wilhelm Gäb: ein großartiger Motivator, dem viel Loyalität entgegengebracht wurde.
In der Zeit der Trauer könnten wir klagen, wie sehr seine Qualitäten uns fehlen werden, sie nicht zu ersetzen sind. Jedoch hat Hans Wilhelm Gäb zeitlebens die Grundlagen dafür geschaffen, dass sein Lebenswerk für die lebensrettende Idee der Organspende und für die Hilfe für organkranke Kinder und ihre Familien bestmöglich weitergeführt werden kann. Die Dankbarkeit für sein Wirken trägt jeder im KiO-Team in sich, und diese Dankbarkeit wird Gäbs einstigen Impuls und seine einzigartige Inspiration weitertragen, weit über seinen Tod hinaus.
Nun stellen wir uns vor, wie Hans Wilhelm Gäb im Himmel (wo er garantiert wohlwollend aufgenommen worden ist!) seinem Freund Hartwig Gauder begegnet. Wie sich die beiden Mitglieder der „Hall of Fame des deutschen Sports“ gegenseitig auf die Schultern klopfen, um sich sogleich ihre schwarzhumorigen „Dönekes“ über den „Leberwechsel“ und das Leben mit einem neuen Organ zu erzählen. Bevor er 1994 zur Transplantation in den OP geschoben wurde, bat Gäb die Ärzte, so erzählte er es später gerne, mit einem Augenzwinkern „um exzellente Arbeit“. Seinem Wunsch kam das Team um Professor Peter Neuhaus und Professor Wolf Bechstein, später Mitglieder im KiO-Kuratorium, nach. Beide, so unkte Hans Wilhelm Gäb zuweilen bei unseren Sitzungen, seien die einzigen, die wirklich wüssten, wie es in ihm ausschaue.
So soll zum Schluss unseres Nachrufs allen Lesenden beim Gedanken an Hans Wilhelm Gäb ein Schmunzeln erlaubt sein. Ihn freut das bestimmt dort oben, wohin er nach mehr als 30 Jahren mit einem Organgeschenk und im gesegneten Alter von 89 Jahren am 13. April abberufen worden ist. Am Ende seines Lebens konnte er auf sehr viel Sinnvolles zurückblicken, was er geschaffen hat. Auf Erden hinterlässt er seine Frau Hella, die beiden Kinder Christiane und Wolfgang, seine Enkelkinder und unzählige KiO-Freundinnen und -Freunde.